Von 2009 bis 2014 gestaltete Martin Hiller auf radio 98eins die Zonic Radio Show Nord, eine von drei Radio-Extensionen des Zonic-Magazins.
In die Sendung steckte ich so ziemlich den Großteil meiner damals in ziemlich okayer Fülle vorhandenen Zeit. Das zweistündige Format gönnte sich endlose, detailverliebte Moderationsstrecken, die in ausgiebige musikalische Collagen fluteten.
Es wurde eigentlich konsequent, mit höchster Absicht und vollem Anlauf in alle No-Gos der (heutigen) Radiomacherei gesprungen und die Aufmerksamkeitsspannen der – im terrestrischen Regionalradio leider ja nur eher schwer ermessbaren – Zuhörerschaft (heraus)gefordert. Es wurde selten mal ein Lied einfach so gespielt, zumeist wurden aufeinanderfolgende Tracks tief ineinander verwoben – mal collagenhaft und flächig, andermals beatfixiert und mit der Tendenz zum Edit und zum Remix. Dann wieder ergoss sich ein auf halber Geschwindigkeit gespieltes Lied in eiernde Spoken-Word-Fetzen allermöglicher Quellen. Durch den ganzen Ambient-Drone-Dada-Salat flimmerte immer irgendwie auch meine jugendliche Prägung durch die sogenannte Hamburger Schule durch. Auch dadurch entwickelte dieses Radioformat ein gewisses Kindergeburtstag-auf-Valium-Flair. Ich habe einfach das Radio gemacht, das ich im Radio vermisst hatte.
(Martin Hiller)
Autobahn-Adagios für melancholiebegabte Langstreckentruckfahrer.
Im Infotext zum Sendeformat las es sich damals so: „Jede Sendung: ein cosmic-swooning Mixtape. Kalngflächen für die Flasche Wein in der Badewanne (ja, “kalng!”). Autobahn-Adagios für melancholiebegabte Langstreckentruckfahrer. „Milchwolken in Teein“. Steckrübendrones und Herbstwetterwolken.“
Diese hier nochmals hochgeladene Ausgabe (hier die original-Ankündigung) gibt einen guten Eindruck des damals Gesendeten. Hans Unstern trifft auf Simon & Garfunkel, die damals neue Fraktus wird ausgiebig thematisiert und es wird wonnig in tiefmelancholischen Klangsuppen von William Basinski gebadet, in deren Gischt sich überbordend süßliche Wortversatzstücke einer bekannten Zombie-Fernsehserie auflösen. Um dem Spleen die Krone aufzusetzen wurde diese Ausgabe mit tief heruntergepitchter Stimme, gelegentlichem Husten und On-Air-Räuspern ohne Räuspertaste moderiert. In Verbindung mit der Musik entsteht so ein schwipp-schwapp-waberndes Hörerlebnis wie Seewetterbericht auf Langwelle.
Infos und Playlisten zu den damals gesendeten Ausgaben gibt es am einfachsten hier über den Playlisten-Tag.