Schaut man zurück, so erkennt man mindestens eine lose Regelmäßigkeit, auf jeden Fall eine große, herzliche Lust in der Zusammenarbeit von Rakkoon-Recordings-Musikern mit der Greifswalder Künstlerin Cindy Schmid aka swinx. Nicht nur eine Vernissage ihrer Ausstellungen wurde bereits von den Freeform-Drones der The Splendid Ghetto Pipers / The Kanadagans klanglich begleitet. Auch [broːm] spielten anlässlich einer Ausstellung.
Psychoakustisch wirkmächtige Vernissage-Sounds
Am 23. Juni spielte nun auch Huey Walker – seineszeichens ein Teil von The Kanadagans – ein Konzert im Rahmen der Vernissage der gemeinsamen Ausstellung von Cindy Schmid und Bertram Schiel in der Galerie im Greifswalder Rathaus. Zu diesem Anlass kam seine Pendelapparatur für Gitarre erstmalig öffentlich zum Einsatz. Einige Monate später führte dieser Prototyp dann zur Installation „Oscillations“ für drei Gitarren, ein Pendel und einen optionalen Musiker.
Das hier ist der bisher unveröffentlichte, unbearbeitete Mitschnitt des Vernissage-Konzerts am 23.07.2016. Es geht von pendelnden Gitarrendrones hin zu klöppelnden Impro-Beats, über synthetische Tastenklänge zu glöckchenleichtem Melancho-E-Piano, das durchsetzt wird mit live gesampelten Zerdehnungen eines jamaikanischen Songwriters und dann wieder zurück zu den schwebenden Drones ebbt.
Auf Flyern wurde die Ausstellung mit den Worten „Erinnerungen, Sehnsüchte, Ahnungen, Wachträume, Wahn oder doch Realitäten?“ untertitelt. Im Ohr realisiert sich genau das nun, psychoakustisch wirkmächtig, durch diese fast 50minütige Aufnahme des Konzertes in der Rathausgalerie.
Huey Walker – Live in der Rathausgalerie, 23. Juni 2016
Cindy Schmid und Bertram Schiel spielen mit dem Betrachter, mit Erwartungen, mit (Seh-)Gewohnheiten, mit Bedürfnissen, mit Gewolltem, mit Gemachtem, mit Existentem, mit Entstehendem, mit uns.
Sie kennen und schätzen sich seit Jahren. Eine Zusammenarbeit war schon seit langem geplant.
Doch zwei derart in die eigene Arbeit zurückgezogene Menschen kuratorisch zu vereinigen schien fast unmöglich.Erstmals stellen die beiden Künstler nun gemeinsam aus.
Fensterhaft erhält der Betrachter Einblick in die jeweiligen Welten: Ironische Melancholie ist dabei der Nenner beider Künstler. Während Cindy Schmid dem Betrachter noch hier und da konkrete Hinweise gibt, entlässt Bertram Schiel ihn endgültig in den gedanklichen Freiflug.
Die Vernissage wird musikalisch geflutet von Huey Walkers improvisierten Klangschleifen zwischen Ambient und Electronica.