Im Juni 2016 war Schorsch Kamerun im Greifswalder Koeppenhaus zu Gast. Dort sprach er mit Prof. Eckhard Schumacher über sein Leben, sein Werk und auch ein bisschen über seinen Debutroman. Dazu musizierte er auf verschiedenen Apps auf seinem Tablet-Computer. Im Vorfeld sprach Martin Hiller mit Schorsch bei Kaffee und Tonic im brüllheißen Garten des Café Koeppen unter anderem über Punk und weshalb es Kamerun ein bisschen nervt, als Aushängefigur dessen gelten zu müssen.
Der aus dem Interview entstandene Text nutzt Kameruns Buch „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“ als Ausgangspunkt für eine Umrundung seines Wirkens von der Musik mit den Goldenen Zitronen, über seine Theaterarbeiten bis hin zu allgemeineren Auseinandersetzungen mit Gegenkultur und Anderssein. Ferner und gleichwohl näher widmet sich der Text den, am Romaninhalt angedrahteten, Diskursen um Jungsein und Identitätsfindung und was das – speziell im Falle Schorsch Kameruns – mit Punk zu tun hat und inwiefern die Jugend heutzutage eventuell kaum noch – oder aber eben gerade DESHALB – etwas damit (mit Punk!?) zu tun haben könnte, wo ebendieser Punk nun längst zur Marke, zum Hashtag, zum musealen Fundstück und zum Massenmedium geworden ist.
Martin Hiller im Gespräch mit Schorsch Kamerun
Wie also kann man heute noch Distinktion schaffen, wo es Magazine gibt, die sich „Business Punk“ nennen und die kapitalistische Verwertungslogik zur Blaupause für individuelle Selbstvermarktung umgeschrieben wurde. Wo liegt noch Potential für Punk in den heute kampagnenartig zusammengeclusterten Lebensentwürfen? Lässt sich das kleinkarierte Optimieren der eigenen Webpräsenz für Suchmaschinen unter dem Banner des Do-It-Yourself für okay erklären oder ist das die kleine Version des schmierigen Managertypens, dem man sich so nah fühlt wie eine Kugel Eis einem Backofen? Oder ist am Ende alles gar nicht so schlimm und es passiert doch mehr Gewieftes, als man denkt unter den Schirmmützen, auf den Fixie-Bikes, und in den Youtube-Studios? Inwiefern ist die Jugend nun also doch noch nicht komplett im Arsch?
All sowas will Schorsch Kameruns Buch nicht beantworten. Sein Debütroman hat das Durschwurschteln gegen und an den Autoritäten vorbei zum Thema. Kamerun benennt ein „Urunvertrauen“ als stetigen Motor der Skepsis und des Tuns seines Protagonisten. (Martin Hiller)
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