Drei Jahre nach seinem letzten Album unter dem Alias Little Wings veröffentlicht Kyle Field endlich ein neues Album unter diesem Namen, das mittlerweile achte.
„Black Grass“ erscheint im Februar auf seinem eigenem Label RAD. Als Sublabel von Marriage Records ist das die Spielwiese für verhältnismäßig kleine Liebhaber-Veröffentlichungen aus seiner Feder. Neben grafischen Snowboard-Prints, T-Shirts und selbstgenähten Badges erschien dort auch schon sein letztes – auch im Zonic-Heft/Buch besprochenes – Little-Wings-Album „Soft Pow’r“.
Ähnlich seines Buddies-im-Geiste Phil Elvrum (The Microphones, Mount Eerie) ist das musikalische Output von Kyle Field gekennzeichnet durch eine schwer zählbare, auf vielerlei Kleinstreleases verstreute Menge und einen immer durchschimmernden maunzigen, na, nennen wir es: Introversionscharakter. Neu-Hippieshit, New-Folk im Schlafrock, Surf-Americana, grieselig wie der Strandsand, der als mürber Traum von der Restwärme eines späten Sommers durch das eigene Innenohr rieselt. Naturalistischer Spirit spielt beim Vorhaben „Little Wings“ eine durchaus tragende Rolle. Esoterisch ohne blöd zu sein – dass das geht zeigen Künstler wie er und bringen Dinge wie Do-It-Yourself, innere Selbsterkundung und ein gesundes Wundern an der Welt zusammen auf einen romantischen Nenner. Seine ersten drei Alben bildeten zusammen die „Wonder Trilogy“, das vierte Album „Light Green Leaves“ von 2002 erschien in drei verschiedenenen Ausgaben auf drei verschiedenen Medien. Die Kassette enthielt verschnarrte Skizzen und spleenige Campfire-Reiserecordings, die LP wartete mit swingend-holzigen First-Take-Einspielungen auf und die CD-Edition präsentierte die Stücke in ihren ausgegorensten, durchproduzierteren und teilweise völlig verschiedenen Varianten. Kyles Lieblingszahl ist anzunehmenderweise die drei.
Der Dokumentarfilm „Wise Old Little Boy“ von Ryer Banta (hier der Trailer) hält die Tour von Kyle und Phil durch amerikanische Klein- und Studentenstädte in stiller DIY-Skate-Video-Ästhetik fest.
In der Zonic Radio Show Nord sind die Little Wings so eine Art Dauerbrenner. Gerade jüngst war, die mit Justin Vollmar eingespielte Cover-7″ „Sing About Love“ Thema. Einige Zeit davor schallten Stücke seines mit Lee Bagett als Be Gulls eingespielten Albums „By The Beach“ durch den Äther.
Mit dem später zu verdientem New-Americana-Ruhm gekommenen M. Ward spielte Kyle Field in den Neunzigern in der Gruppe Rodriguez. Jason Lytle von Grandaddy produzierte. Ist also klar, woher die Winde schon damals wehten: Experimenteller Folk mit Spielkram und gern auch mal der Tendenz zu Lofi-Elektronischen Spielereien.
Der auf „Soft Pow’r“ zelebrierte murmelschläfrige West-Coast-Swing setzt sich auf „Black Grass“ nun – das Album ist ja noch nicht draussen – möglicherweise fort. Das bei TinyMixTapes eingebundene MP3 von „How Come“ verspricht jedenfalls gewohnt kauzig-warmes Zeitlupengejaule und zuweilen Eagles-haften California Countryfolk mit reichhaltigem Instrumentarium und tragenden Chören, wie er sich in „What Button“ vom Album „Soft Pow’r“ schon andeutete.
Als – dort komplett nicht heraushörbare – Einflüsse für sein neues Album benennt Kyle die Gruppe Dos (zwei-Bässe-Band mit Ex-Minutemen Mike Watt und Ex-Black-Flag-Bassistin Kirra Roessler) sowie die Pet Shop Boys und ihr „West End Girls“. Ob sich das in den anderen neun Stücken des Albums abzeichnen wird, bleibt abzuwarten.
Einen Live-Mitschnitt vom 07. August 2010 beim Pickathon-Festival nahe Portland kann man sich bei archive.org herunterladen. Es ist zu vermuten, dass die dort noch titellos gelisteten Stücke zum Teil Songs vom neuen Album sind.
An Michael Jackson arbeitete sich Kyle Field übrigens auch schon ab. Hier entrollt er die wahrlich catchy Akkordfolgen seines „Human Nature“ in ein passendes Folk-Kostüm.